Wie ich zur Hautpflege Expertin wurde
Bei meiner Arbeit als Make-up Artist spielte die Vorbereitung und Pflege der Haut schon immer eine wichtige Rolle.
Gerade in Vorbereitung auf eine Hochzeit bekam ich immer wieder Fragen dazu, wie man seine Haut bestmöglich pflegen kann, um ein gesundes Hautbild zu bekommen. Nachdem ich auch selbst Probleme mit unreiner aber gleichzeitig sehr empfindlicher Haut hatte und viele enttäuschende Besuche bei Kosmetikern und Hautärzten hinter mir hatte, beschloss ich vor 5 Jahren eine Ausbildung zur Kosmetikerin zu machen und bildete mich unabhängig davon in verschiedenen Bereichen wie z.B. Ernährung und Darmgesundheit weiter. Nach und nach wurde das Thema Hautgesundheit zu meinem absoluten Lieblingsthema und nachdem ich nun schon viele Jahre Gesichtsbehandlungen und Hautanalysen an den verschiedensten Hauttypen durchführen konnte, sind mir einige Dinge aufgefallen, die mir in der Kosmetikausbildung kaum beigebracht wurden.
Meine Kritik an der Kosmetikindustrie
Über die Jahre habe ich gelernt, dass für eine gesunde Haut viel mehr nötig ist, als nur eine gute Hautpflege-Routine.
Denn auch ich selbst war schon oft Opfer von leeren Versprechungen und vom Schönheitswahn der Kosmetikindustrie. Fast jeden Tag lese ich irgendwo „Mit dieser Creme verkleinern Sie Ihre Poren/ verschwinden Ihre Falten / bekommen Sie keine Pickel mehr…“ und sehe überwiegend retuschierte Bilder von Haut in der Werbung, auf Produkten und auf Social Media. Dadurch entstehen absolut unrealistische Ansprüche daran, wie eine normale Haut aussieht und was wirklich mit Pflegeprodukten möglich ist.
Ich bin genervt davon, dass absichtlich Unsicherheiten in Frauen erzeugt werden, um damit dann Geld zu machen und leider habe ich in verschiedensten „Verkaufstrainings“ und sogar in der Kosmetikausbildung gelernt, wie man eine Kundin dahin manipuliert, möglichst viele, teure Produkte zu kaufen. Vorallem die großen, oft sehr teuren Marken, arbeiten mit diesen Strategien und geben diese Verkaufspsychologie in Schulungen an die KosmetikerInnen weiter, die natürlich auch von einem höhrerem Umsatz durch den Verkauf profitieren.
Denn sind wir mal ehrlich, niemand verdient Geld mit dem Ratschlag: Du kannst die besten Hautpflege Produkte der Welt haben, aber wenn du dich nur von Tiefkühlpizza und Schokolade ernährst, nicht genug schläfst, Dauergestresst bist und statt 2-3 Liter Wasser am Tag nur 3 Tassen Kaffee in dich reinkippst, dann bringt das fancy Serum langfristig leider kaum was.
Ich möchte deshalb mit meiner Arbeit bewusst ein Zeichen dagegen setzen und mit meinen Behandlungen und Hautanalysen, meine KundInnen so aufklären und unterstützen, wie ich es mir damals selber gewünscht hätte.
Unsere Haut ist ein faszinierendes, vielseitiges Organ und sagt uns oft, wenn etwas in unserem Körper oder unserer Psyche aus dem Gleichgewicht läuft. Ich möchte meinen KundInnen zeigen, wie sie die Sprache ihrer Haut lesen lernen und auf ihren Körper hören.
Das passiert oftmals nicht, indem ich jemandem, der eigentlich eine Ernährungsumstellung braucht, ein paar Produkte verkaufe und verspreche, dass sich die Probleme dadurch lösen – auch wenn das leider der Hauptansatz in der breiten Kosmetikindustrie zu sein scheint.
Deswegen versuche ich so ganzheitlich wie möglich an das Thema Haut heranzugehen und beziehe bei einer Hautanalyse auch viele Dinge zum allgemeinen Gesundheitszustand, psychischem Stress, Ernährung und Schlafgewohnheiten ein. Manchmal ist der hilfreichste Tipp, den ich geben kann auch: weniger ist mehr… weniger verschiedene Inhaltsstoffe in einem Produkt oder weniger Produkte, die man tagtäglich auf die Haut aufträgt. In anderen Fällen ist erst ein Gang zum Arzt notwendig, z.B. um klarzustellen, dass die Hormone im Einklang arbeiten und der Körper keine Vitamin- oder Mineralmängel hat.
Bis hier klingt es vermutlich so, als würde ich die gesamte Kosmetikindustrie verurteilen. Das ist definitiv nicht so, auch ich liebe eine gute Skincare Routine und es gibt mittlerweile tolle Hersteller die nachhaltige, wirkungsvolle Pflegeprodukte kreiert haben, die ich gerne verwende. Es gibt Wirkstoffe, wie z.B. Retinol oder Peptide, deren Wirkung durch wissenschaftliche Studien belegt sind und die ich sehr gerne sowohl privat als auch in meinen Behandlungen verwende. Mit diesem ganzen Text will ich nur sagen, dass Hautpflege absolut individuell ist und nicht der größte Faktor, auf den man sich verlassen sollte, wenn man unter stärkeren Hautproblemen leidet.
P.S.: Sonnenschutz zähle ich hier nicht mit rein! Hautkrebs und Pigmentstörungen kann man nur damit vorbeugen.